WAREN SIE SCHON EINMAL IN EINER GEHEIMEN WERKSTATT?

 

Unsere neue Ausstellung "Geheime Werkstatt" ist ungewöhnlich, bunt, vielfältig, und einfach etwas anders: Diesmal handelt es sich nämlich eher um ein experimentelles Projekt. Es geht nicht so sehr um fertige Werke, sondern um den (manchmal langen und komplizierten) Weg dorthin, der häufig für die späteren Betrachtenden nur wenig nachvollziehbar ist. In der Regel findet er ja eben in der Abgeschiedenheit der nicht öffentlichen Werkstätten und Ateliers statt.

 

In unserer "Geheimen Werkstatt" gewähren wir nun für die Besucherinnen und Besucher des Handwebmuseums ein paar seltene Blicke durchs Schlüsselloch.

Es werden sowohl bereits fertiggestellte als auch halbfertige und frisch begonnene Werkstücke gezeigt, Materialien und Arbeitsschritte, Pläne und Proben, Skizzen und Notizen, Fotos und Zeichnungen, Werkzeuge und allerlei Wege von A nach B - allesamt Geschichten über textile Ideen und Schaffensprozesse. Es geht drunter und drüber!

 

Außerdem wird natürlich, genau wie in einer echten Werkstatt, hier auch weitergearbeitet! Neue Dinge entstehen und werden in die Präsentation einbezogen. Es lohnt sich also, vielleicht noch ein zweites Mal vorbeizuschauen.

 

Die "Geheime Werkstatt" wurde vom 21. Juli bis 23. Oktober 2024

im Handwebmuseum Rupperath bei Bad Münstereifel gezeigt.

 

 

 

 

                     "Schon der Weg in die 'Geheime Werkstatt' hat ein bißchen was von einem                             Geheimgang. Der Besucher läßt die Räume des Museums hinter sich und 

                     steigt in den ersten Stock."

                     Zitat Ulla Jürgensonn, Kölner Rundschau, 20.07.2024




 

Vom 20. März bis zum 19. Juni 2016 (Frühlingsanfang bis Sommeranfang) zeigten wir unsere Ausstellung "querbeet" im Handweb-Museum Rupperath in Bad Münstereifel (Schulweg 1, 53902 Bad Münstereifel-Rupperath). Der Frühling, das aufkeimende Wachstum, die reger werdenden Tiere, die teilweise noch winterlichen Materialien aus der Natur, die zu blühen beginnenden Gärten, die Frühlingslandschaften der Eifel – all diese hoffnungsfrohen Themen inspirierten uns bei der Konzeption der Ausstellung:

 

Durchs blaue Flachsfeld sind wir gewandert. Dort, neben dem blühenden Holunderbusch, das alte Gartentor. Krapprote Rose betört mit samtenem Duft. Zitronenfalter, Frühlingsbote, auch Du fliegst quer übers Beet und querfeldein.

 

Zwei Gastausstellerinnen hatten wir zur Teilnahme geladen, die Papierkünstlerin Annette Schiffmann aus Wittlich und die Textilkünstlerin und Figurentheaterspielerin Maria Michels aus Kerpen / Vulkaneifel. Ihre Arbeiten passten hervorragend zum Spektrum von KRAPP WIE GOLD.

 

Bereits zur Vernissage am Sonntag, dem 20. März, erschienen ca. 80 interessierte Besucher, um "querbeet" zu sehen. Oskar Ferber, der Leiter des Handwebmuseums Rupperath, und Angelika Furth, die Vorsitzende des Kulturvereins Mittelahr e.V., sprachen die einführenden Worte. Auch an den weiteren Öffnungstagen herrschte reges Interesse an "querbeet",  besonders natürlich am gut besuchten Internationalen Museumstag, der am 22. Mai stattfand.

  



                            

Am 17. und 18. 10. 2015 zeigten wir im Heimweberei-Museum in Schalkenmehren / Vulkaneifel (Mehrener Str. 5, 54552 Schalkenmehren) unsere Textilkunst-Ausstellung "querfeldein", zu der uns herbstlich-landschaftliche Themen inspiriert hatten:

 

Wir gehen über Stock und Stein und schauen rechts und links des Feldweges. Gewitterwolken halten uns nicht davon ab, den Heuschrecken zuzuhören, die Brombeeren zu pflücken und das Katzengold aufzuheben.

 

Die Vernissage von "querfeldein" fand am Samstag, dem 17.10. statt und wurde mit einleitenden Worten von Gloria Döres, der Leiterin des Heimweberei-Museums, eröffnet.

 

Am Sonntag, dem 18.10. fand im Rahmen der Textilkunstausstellung "querfeldein" die Versteigerung des Wandbehangs "Vulkaneifel 2015" statt, der in Gemeinschaftsarbeit von den Freunden des Heimweberei-Museums gefertigt wurde. Hans-Günter Schommers, der Ortsbürgermeister von Schalkenmehren, leitete die Versteigerung. Der erzielte Erlös wurde an die UNO-Flüchtlingshilfe gespendet. Weitere Informationen hierzu auch unter www.project-anab.de/schalkenmehren-1/vulkaneifel-2015/

 


 

"Monochrom und Metall" war die erste Ausstellung unserer Künstlergruppe und zugleich auch die bisher größte. Die Vorarbeiten hierzu dauerten anderthalb Jahre.

 

Mit insgesamt 30 Arbeiten haben wir uns dem  Ausstellungs-Thema intensiv angenähert und uns umfassend mit Farben, Formen und Materialien beschäftigt. Die textilen Kunstwerke sind dabei monochrom in einer Farbe gehalten, wobei das ganze Spektrum dieser Farbe zitiert werden kann. Hinzu kommt jeweils ein farblich und vom Charakter her zur Arbeit passendes Metall. Thematisch im Vordergrund stehen bei "Monochrom und Metall" vor allem Märchen, Mythen und direkte Naturbezüge.

 

Vom 28. April bis 6. Mai 2012 zeigten wir "Monochrom und Metall" in den wunderbaren Räumen der Ehemaligen Synagoge in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Sehr viele Besucher fanden den Weg dorthin, um sich intensiv auf Farbe, Metall und textilen Werkstoff einzulassen. Kunst und Können fanden großen Anklang.

 

Informationen zur Ehemaligen Synagoge Ahrweiler auch unter www.synagoge-ahrweiler.eu

 

Wegen der positiven Resonanz zeigten wir "Monochrom und Metall" noch ein weiteres mal. Die Galerie Dogan aus Schönecken lud uns ein, die Ausstellung im Rahmen des Kultursommers Rheinland-Pfalz 2014 in Schönecken zu präsentieren. Jahresmotto war "Mit allen Sinnen", wozu unser Thema natürlich hervorragend paßte. Vom 7. September bis 3. Oktober 2014 wurde "Monochrom und Metall" in den hellen Räumen des historischen Alten Amtes in Schönecken gezeigt. Am 3. Oktober fand in ganz Schönecken zudem ein großer Kunst- und Handwerkermarkt statt, dessen zahlreiche Besucher auch unsere Ausstellung nicht verpassen wollten.

 

Informationen zur Galerie-/Artothek Dogan unter http://www.galerie-dogan.de/

 

                                                                                              Ehemalige Synagoge (hier)

 


Eröffnungsrede "Monochrom und Metall" Ahrweiler 2012

 

 

Liebe Künstlerinnen, liebe Gäste,

 

 

wenn Sie ins Internet gehen und die beiden Begriffe „Textilkunst“ und „Stiefkind“ zusammen googeln, kriegen Sie ungefähr 2000 Treffer. Viele davon beziehen sich auf die zahlreichen Stiefkinder in den Märchen, was seinen Grund darin hat, dass Märchen bekanntlich oft Gegenstand der Textilkunst sind. Aber sehr viele beziehen sich auch auf den Status der Textilkunst in der Wahrnehmung:

 

Die Textilkunst, das schöpferische Arbeiten mit Farben, Fasern, Stoffen, Geweben, mit Nadel, Faden, Webstuhl, das Wirken, Walken, Filzen, Nähen und Sticken und die Werke, die dabei entstehen – all das ist Stiefkind der Kunst und Kunstgeschichte, ist im Schatten, in einer Nische der seriösen Betrachtung, ist traditionell gering geschätzt, hat im Kanon der Kunstformen allenfalls einen Zweite-Klasse-Status, ist selbst noch auf der Etage „unterhalb der Kunst“, wie man so sagt, nämlich auf der Ebene des Kunsthandwerks gegenüber anderen Kunsthandwerkformen imagemäßig klar im Hintertreffen.

 

„Wo Wolle ist, ist auch ein Weib

das webt, und sei es nur zum Zeitvertreib.“

 

Das ist nur ein Beispiel aus der jüngeren Kunstgeschichte, nämlich ein Spruch des prominenten Malers und Bauhausmeisters Oskar Schlemmer. Mit eingeschlossen ist hier neben der Geringschätzung der Textilkunst auch die Geringschätzung einer Handarbeit, die als „spezifisch weiblich“ verstanden wird. Ein anderer Bauhausmeister, Joseph Albers, vertrat die These, dass Frauen nicht räumlich denken können, sondern nur in der Fläche, deshalb sei die Weberei für sie die passende Tätigkeit. Diese Haltung wurde aber auch von den Frauen selbst geteilt, wie es bei der Künstlerin Gunta Stölzl anklingt in ihrer Aussage über die Webkunst: Zu den „allgemeinen Anlagen des weiblichen Geschlechts“ zählt sie „gesteigertes Materialempfinden“, „starke Einfühlungsfähigkeit“, aber auch „ein mehr rhythmisches als logisches Denken“ – das mache die Frau zum textilen Gestalten wie geschaffen.

 

Hier haben wir es also mit den beiden offenbar bis heute nachwirkenden Assoziationsketten zu tun:

 

- auf der einen Seite das männliche Prinzip, verkoppelt mit Logos-Logik/Tiefe/Kopfarbeit und mit dem Resultat Text – signiert vom „Autor“, also individueller Ausdruck,

 

- auf der anderen Seite das weibliche Prinzip, verbunden mit Empfinden/ (Ober-)Fläche/Handarbeit und dem Ergebnis Textilien – früher in fast allen Fällen anonym.

 

(Wobei, das wissen wir, Text und Textilien sind beide von demselben lateinischen Wort hergeleitet, das Verweben, Verflechten bedeutet. Und bekannt ist auch, dass Textilarbeit keine reine Frauendomäne ist und nie war, dass zum Beispiel Walken und Filzen von Männern praktiziert wurde und in Asien noch wird – ebenso wie, als noch in großem Stile mit der Hand gewebt wurde, ebenso viele Weber wie Weberinnen am Werk waren...)

 

Jedenfalls und noch einmal: Textilien und Textilkunst = Stiefkinder der Kunst, der Kunstgeschichte, der gesellschaftlichen Wahrnehmung. Die Kölner Professorin für Kunst und Kultur von Textilien und Kleidung und ihre Didaktik Marita Bombek bringt den Status Quo folgendermaßen auf den Punkt:

 

- „Das schöpferische Element textilen Gestaltens scheint überflüssig geworden zu sein und die Bedeutung textiler Gegenstände wird zur Marginalität herabgewürdigt.“ „Textilien und ihre Herstellung scheinen im Gedächtnis unserer Kultur nur noch am Rande zu existieren.“

 

- „Textilien haben in der heutigen Gesellschaft aber auch als Kunstform keinen eigenen Wert mehr“. Die Textilgestaltung sei damit heute in doppelter Hinsicht „sinnentleert“.

 

- Im Verschwinden begriffen oder sogar schon verschwunden sei im Zuge dieser Sinnentleerung einer der größten Kulturschätze überhaupt, nämlich, wie es Marita Bombek ausdrückt, „das Aneignen der Welt durch das Verstehen über die Hand“ und eine „jahrtausendealte kulturelle Sprachform der Hand.“

 

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So – jetzt habe ich Ihnen und uns ein ganz schwarzes Bild gemalt...

 

... mit dem ich Sie natürlich nicht in die Ausstellung entlassen kann und will. Denn wir wären nicht hier versammelt und die Ausstellung gäbe es gar nicht, wenn nicht alles auch ganz anders wäre.

 

Damit komme ich endlich zu „Krapp wie Gold“ und den vier Künstlerinnen Nadja Hormisch, Beate Lambrecht, Barbara May und Birgit Rössler. Ich habe ja eben den Ausflug in die Geschichte und ins Allgemeine nur gemacht, weil die Künstler- und Werkgruppe „Krapp wie Gold“ ein Programm hat, das um diese Geschichte weiß und auf sie reagiert. Das Programm steckt schon im Namen: Krapp ist eine alte Färberpflanze für Textilien, und „Krapp wie Gold“ wiegt symbolisch textile Fertigkeiten und Techniken mit Gold auf. Bestimmt also deren Wert neu und anders als eben geschildert – oder genauer: legt den Wert wieder frei, den die Textilkunst seit jeher in der Geschichte hatte und der heute aus dem Blick geraten zu sein scheint. Anders gesagt: Hier soll der Kulturschatz aufgedeckt, gehoben und wieder produktiv gemacht werden, von dem eben die Rede war: die jahrtausendealte kulturelle Sprachform der Hand. Und im gleichen Zug arbeiten die vier Künstlerinnen auch an der Rehabilitierung der Materialien: der oft und immer wieder als „arm“ und „gering“ missachteten und missverstandenen Materialien. Auch die werden mit Gold aufgewogen, erhalten jenen Glanz und jenes Gewicht zurückerstattet, das ihnen zukommt und zusteht.

 

Völlig konsequent im Rahmen dieses Programms erscheint mir dabei der Titel, also das Konzept der jetzigen Ausstellung: Monochrom und Metall.

 

Zum einen: Wer monochrom für „arm“ und monoton hält, wird sich wundern und kann hier sehen, welche Pracht das Monochrome entfalten kann. Schauen Sie sich Nadja Hormischs Energiebilder an oder Beate Lambrechts „Kraft-Rad“ oder Birgit Rösslers Arbeiten, die auf die vier Elemente Feuer, Erde, Luft und Wasser Bezug nehmen. Es gibt nur eine Energie im Kosmos, die sich aber in vielen Formen realisiert. Es gibt nur eine Handvoll Primärfarben, die den ganzen Reichtum der Farbenwelt generieren. Und aus den wenigen klassischen Naturelementen entfaltet sich der ganze Reichtum der Objektwelt. Die Grundlage des Reichtums ist also immer einfach, sozusagen „arm“, quasi monochrom.

 

Zum anderen: Auch wer das Metallische und das Textile für Widersacher hält, wird hier eines Anderen belehrt. Der Stoff besteht aus Fasern und Luft, ist organisch und vergänglich. Aber das Metall ist auch nicht ewig, es korrodiert, verbindet sich mit der Luft zu einem neuen Dritten, zerfällt, zerbröselt, ändert die Farbe und die Konsistenz, kurz: es unterliegt einem Stoff-Wechsel – es sei denn, es handelt sich um das erwähnte Gold, mit dem alles aufgewogen wird...

 

Man merkt; „Krapp wie Gold“ verknüpft hier schon im Namen der Ausstellung und erst recht dann in den einzelnen Objekten die Gedanken- und Motiv-Fäden, verbindet das Schatzmotiv mit dem Vergänglichkeitsmotiv und stiftet spannende Stoff-Wechsel-Beziehungen zwischen Reich und Arm, zwischen einem Dauerhaft-Kompakten, das sich als durchlässig-porös erweist, und einem dauernd vom Verschwinden Bedrohten, das sich trotzdem auf wundersame Weise durch alle Zeiten und Schichten zieht.

 

Sie sehen auch: Die Künstlerinnen haben offensichtlich das Schicksal der Textilkunst, das ich eingangs skizziert habe, in ihrer Arbeit mitreflektiert. Sie setzen sich auseinander mit dem Vergessen und Vergessenwerden, mit dem Verschwinden, betreiben zugleich Rettung, Wiedererinnerung, Sichtbarmachung, Wiederbelebung – spielen mit den Bewertungsmaßstäben, rücken das Marginale und Vernachlässigte ins Zentrum, machen das Geringe groß, zeigen das Alte neu, schaffen Neues aus Altem und Gebrauchtem. Dass sie sich dabei an vielen Stellen auf Märchen und Mythen beziehen, ist natürlich kein Zufall – siehe die anfangs erwähnten zahlreichen Stiefkinder in den Märchen...

 

Dabei arbeitet jede der Vier größtenteils mit den von ihr bevorzugten Techniken:

- Birgit Rössler webt,

- Beate Lambrecht filzt,

- Nadja Hormisch stickt – nein, das wäre zuwenig gesagt, sie

  betreibt Nadelmalerei,

- und Barbara May setzt neben Strickerei fast verschollene

  Techniken wie Bandweberei und Fingerweberei ein.

 

Bei aller Verschiedenheit und Vielfalt haben aber alle Arbeiten – über das hinaus, was ich schon angedeutet habe – nach meinem Eindruck vor allem fünf große Gemeinsamkeiten:

 

1. Alle Objekte pflegen ein Gedächtnis, haben ein Gedächtnis, sind Gedächtnis in mehrfacher Hinsicht. Sie gedenken Dingen oder Wesen, die verschwunden sind. In ihnen sind Erfahrungen, Gefühle, Leidenschaften aufgehoben. Die Künstlerinnen haben ihre Themen nicht bloß bearbeitet, sondern buchstäblich eingearbeitet mit der Sprache ihrer Hand ins Material (weswegen übrigens etliche Arbeiten unverkäuflich sind).

 

2. Gleichzeitig ist in den Objekten auch das Gedächtnis an ihre Entstehung aufgehoben: Der in sie investierte Prozess kann an ihnen studiert, nachverfolgt und beobachtet werden, ist dokumentiert, materialisiert. Die Objekte tragen und zeigen die Spuren der Hand-Arbeit und der Hand-Arbeits-Zeit als Teil ihrer ganz besonderen Ästhetik.

 

3. Alle Objekte sind auch Texte, die gelesen werden können. (Sie erinnern sich: die Assoziationskette, die dem männlichen Prinzip den Text, dem weiblichen die Textilien zuweist...). Nadja Hormisch etwa demonstriert, wie man mit Nadel und Faden regelrecht texten kann. Und wer erkennt nicht in Barbara Mays „Prinzessin auf der Erbse“, „Froschkönig“ und „Zaunkönig“ das Versmaß, den Zeilenumbruch und die Strophenform?

 

4. Die Objekte arbeiten durchweg nicht nur in der Fläche, sondern auch im und mit dem Raum (von wegen also: kein räumliches Denken bei Textilkünstlerinnen...). Sie haben Tiefe allein schon, weil ihnen, wie eben erwähnt, die Zeitdimension eingewoben, eingewalkt, eingenadelt wurde.

 

5. Alle Objekte sind „signiert“, also Zeugnisse individuellen Ausdrucks. Sie erweisen aber zugleich auch dem Anonymen ihre Reverenz, indem sie die anonymen Artefakte und die anonymen Fundstücke spielerisch integrieren und liebevoll adoptieren. Zu den anonymen Elementen will ich hier auch die anonymen Erzählstoffe (Märchen und Mythen) zählen sowie und die anonymen Technik-Erfindungen, deren Urheber oder Urheberinnen unbekannt sind.

 

Die Textilgestaltung sei heute „sinnentleert“, wurde eingangs gesagt. Hier, bei „Krapp wie Gold“, haben Sie nun, um es zusammenzufassen, das Gegenbild und die Gegenbewegung zu dieser Sinnentleerung: eine Fülle von Sinn – und überaus sinnlich; eine Fülle von Farben, Formen und Spielarten der Schönheit; eine Fülle von Statements in den Sprachen des Materials und denen der Hand.

 

Ich wünsche Ihnen viel Freude in der Ausstellung.

 

 

Manfred Etten

 

 

(Die Zitate sowie viele Anregungen zu dieser Rede habe ich entnommen aus Prof. Dr. Marita Bombek: „Frauen haben eine Affinität zu Textilien und Kleidung! Haben Frauen eine Affinität zu Textilien und Kleidung?“ In: Frauen antizipieren Zukunft, Köln 2000.)

 


Veröffentlichung in der Zeitschrift "Lavendelschaf", H.40/2012

 

Monochrom und Metall“ -

 

Textilkunstausstellung der Gruppe „Krapp wie Gold“ in der ehemaligen Synagoge in Bad Neuenahr-Ahrweiler

 

In Bad Neuenahr-Ahrweiler im Rheinland wurde am 28. April 2012 in der ehemaligen Synagoge die Textilkunstausstellung „Monochrom und Metall“ der Gruppe „Krapp wie Gold“ eröffnet und anschließend bis zum 6. Mai gezeigt.

 

Unsere Gruppe für Textile Kunst „Krapp wie Gold“ besteht seit Ende 2010. Wir sind vier Frauen, deren Anliegen es ist, das Ansehen der Textilen Kunst hierzulande zu fördern. Dabei ist der Name der Gruppe Programm. Krapp, die alte Färberpflanze, steht symbolisch für die Materialien, die wir für unsere Arbeiten verwenden, genauso wie für die textilen Handwerkstechniken, mit denen wir uns ausdrücken. Der Zusatz „wie Gold“ im Namen deutet auf die Wertschätzung dieser Materialien, Techniken und Fertigkeiten hin, wiegt sie symbolisch mit Gold auf.

Dabei arbeitet jede von uns in den von ihr bevorzugten Techniken:

-        Birgit Rössler webt,

-        Beate Lambrecht filzt,

-        Nadja Hormisch betreibt Nadelmalerei mit freier Stickerei,

-        Barbara May setzt neben Stricken und Häkeln alte Techniken wie Brettchenweben, Fingerweben, Sprang etc. ein.

In gemeinsamen Projekten und Ausstellungen wollen wir unsere inneren Bilder und Assoziationen zu bestimmten, ausgewählten Themen mit unterschiedlichen Techniken und Materialien ausdrücken – jede in ihrer eigenen Herangehensweise und textilen „Sprache“ bzw. „Handschrift“.

Als eine starke Inspirationsquelle dient uns die natürliche und kulturelle Vielfalt der Eifel, in der wir an unterschiedlichen Orten leben. Auch Märchen und Mythen haben einen großen Einfluß auf unser künstlerisches Schaffen.

 

Mit unserer ersten gemeinsamen Ausstellung „Monochrom und Metall“ haben wir uns jetzt in der ehemaligen Synagoge von Bad Neuenahr-Ahrweiler der Öffentlichkeit vorgestellt.

Monochrom“ bedeutet dabei, daß die jeweilige Arbeit in überwiegend einer Farbe gehalten ist, wobei das ganze Spektrum der Farbe gemeint ist – kleine Zusätze einer verwandten oder sinngemäß passenden Farbe sind möglich.

Jedes Werk beinhaltet zusätzlich etwas Metallenes, seien es Metallfäden, Drähte, rostige Funde, Schokoladen-Metallfolie oder Blattgold. In einigen Fällen ist Metall auch einfach als Farbe interpretiert.

Bei der Wahl der textilen Materialien reicht die Palette von Schafwolle – z.T. handgesponnen und pflanzengefärbt - über Alpaka, Lama, Mohair, Seide, Leinen, Baumwolle zu Spitzenstoffen- und borten sowie Seiden- und Organzastoffen. Da hat jede Künstlerin ihre Vorlieben, bzw. für bestimmte Techniken eignen sich manche Materialen eher besser als andere.

Zusätzlich zu den textilen und metallenen Werkstoffen wurden Äste, Rinden und andere Holzelemente, Steine, Glasscherben, Korken, trockene Pflanzenteile und vieles mehr - passend zum jeweiligen Objekt - mit eingearbeitet.

So sind für diese Ausstellung „Monochrom und Metall“ 30 Werke entstanden, größtenteils Wand-, aber auch einige Raumobjekte. Obwohl jede Künstlerin ihren ganz eigenen Stil hat, passen doch alle Werke sehr gut zusammen.

 

Auf den folgenden Bildern sind einzelne Arbeiten bzw. Details davon als Beispiele zu sehen:

Bild 2:

oben links: Birgit Rössler: Gebetsfahne „In Memoriam“, Detail

oben rechts: Birgit Rössler: „Wasser: St. Ives“

unten links: Nadja Hormisch.  „Wildes Stiefmütterchen“,

unten rechts: Nadja Hormisch: „Wildes Stiefmütterchen“, Detail

Bild 3:

oben links: Beate Lambrecht: „Eisenzeit“

oben Mitte: Barbara May: „Froschkönig“, Detail

oben rechts: Barbara May. „SteinReich“, Detail

oben rechts-Mitte: Beate Lambrecht: „Geheimnisse“, Detail

unten: Barbara May: „Zaunkönig“, Detail

Bild 4:

oben links: Beate Lambrecht. „Isobel, Tochter von Dornröschen“

oben rechts: Nadja Hormisch: „Tausendgüldenkraut im gleißenden Sonnenlicht“, Detail

unten links: Birgit Rössler: „Erde: La Tène“, Detail

unten rechts: Barbara May: „Stroh zu Gold“, Detail

 

Insgesamt ist festzustellen, daß uns die Arbeit für die Ausstellung viel Freude gemacht hat und daß die Ausstellung von vielen interessierten Besuchern angesehen wurde. Aufgrund der sehr positiven Resonanz überlegen wir nun, die Ausstellung „Monochrom und Metall“ noch an weiteren Orten zu zeigen.

 

Wer sich über die Künstlerinnen, die Ausstellung „Monochrom und Metall“ und künftige Pläne und Vorhaben informieren möchte, kann sich unsere Homepage www.krapp-wie-gold.de anschauen oder bei Barbara May anrufen (Tel. 02643-5147, Anfragen an die anderen Künstlerinnen werden dann weitergeleitet).

 

 

Barbara May